Rituale: Überbleibsel und altmodisch?

Vor dem Tod von Tobias, habe ich sie belächelt, die Rituale, als Überbleibsel, altmodisch und nicht mehr zeitgemäß. Aber nach dem Tod meines ersten Sohnes, habe ich sie wieder entdeckt. Ich war am Boden zerstört, mein Leben bestand nur aus Chaos und Trauer. Rituale waren für mich die Tür, die mich wieder ins Leben führte, etwas an das ich mich halten konnte, wenigstens etwas, was wieder etwas Struktur in mein Leben brachte. Dadurch ist mir bewußt geworden, wie wichtig – und zwar nicht nur in Krisenzeiten – Rituale sein können. Eines der ersten Rituale war, daß wir – immer wenn wir das Wohn- oder Eßzimmer betraten, diesen Stern für Tobias anzündeten. So war er auch sichtbar immer bei uns. An diesem Ritual habe ich auch gelernt, daß sie sich verändern können, denn heute zünden wir den Stern nur noch selten an, aber die besondere Bedeutung hat er auch weiterhin für uns.Gerne würde ich mehr von ganz persönlichen Ritualen berichten. Rituale, die uns an unsere Sternenkinder erinnern, Rituale wie wir Abschied genommen haben oder wie wir die besonderen
Tage begehen. Ich möchte so andere Betroffene ermutigen, eigene Rituale zu entwickeln, die ihnen helfen, ihren Schmerz besser zu ertragen.

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